Anschreiben: Schluss mit Floskeln
Von Francoise Hauser
Wenn Bewerber tief in die Floskelkiste greifen, dann meist aus Unsicherheit, schließlich gelten Phrasen als eine sichere Bank: Was alle schreiben kann so falsch nicht sein, oder? Bewährte Formulierungen wie "hiermit bewerbe ich mich um die ausgeschriebene Stelle" oder "mit großem Interessen habe ich Ihre Anzeige gelesen" haben zudem den Vorteil, dass man mit ihnen einen guten Teil des Anschreibens ohne kreative Eigenleistungen füllen kann.
"Teamfähig" klingt immer gut. Aber was heißt das?
Zudem handelt es sich ja meist um rundum positive Eigenschaften, die dabei beworben werden: "Teamfähig", "innovativ" und "belastbar" klingen immer gut, denn welcher Arbeitgeber wünsch sich diese Eigenschaften nicht? Praktischerweise werden damit ganze Blöcke der Bewerbung austauschbar. Das spart Zeit. Scheinbar zumindest.
In der Realität erkennen Personalchefs und Sachbearbeiter, deren Schreibtische sich oft unter der Last solcher identischer Bewerbungen biegen, diese Floskeln sofort und übersetzten sie ganz korrekt als a) zu faul eine passgenaue Bewerbung auszuarbeiten oder b) den Versuchsballon nach dem Motto "kann man ja mal versuchen, vielleicht laden die mich ein..."
Mut zum individuellen Einstieg
Selbst wenn Empfänger dieser Massenware eine hohe Floskel-Toleranz besitzen: Anhand welcher Kriterien soll der Personaler in der Fülle nahezu identischer Anschreiben noch aussuchen? Ein individueller Eindruck lässt sich so sicher nicht erzielen. Auch wenn es beiden Seiten nicht immer bewusst wird tragen viele dieser Formulierungen zudem unterschwellige Bedeutungen, die keineswegs im Sinne des Bewerbers sind. Teils fordern sie geradezu zu bösartigen Interpretation heraus - wie die folgenden:
Ich arbeite gerne mit Menschen (Weil ich fachlich sonst nichts drauf habe)
Ich arbeite gerne selbständig (Ich lass mir nichts sagen)
Ist eine interessante Herausforderung (Davon habe ich noch nie gehört)
Sichere Internetkenntnisse können Sie voraussetzen (Ich surfe ständig am Arbeitsplatz)
Umfangreiche Kenntnisse (umfang reich, aber nicht zwingend tief)
Ich bin in der Lage, (Was noch lange nicht heißt, dass ich es auch mache)
Können Sie erwarten (Kriegen Sie aber nicht)
Gerne würde ich sie bei einem Gespräch von meinen Qualitäten überzeugen (Weil mir dies mit dem Anschreiben wahrscheinlich nicht gelingt)
Bis dahin verbleibe ich (Weil ich unbedingt noch eine Zeile mehr brauche)
Wie Sie meinem Lebenslauf entnehmen können (Nicht, dass Sie den am Ende nicht lesen!)
Breit gefächertes Interesse (kann alles ein bisschen)
Ist mir nicht fremd (Habe ich schonmal von gehört)
Andere Floskeln wiederum sind völlig überflüssig: "Motiviert" und "ergebnisorientiert" sind beispielsweise Leer-Vokabeln, denn schließlich geht der Arbeitgeber schlicht davon aus, dass sein Angestellter motiviert zur Arbeit erscheint und auch Ergebnisse liefert.
Lieber konkret werden
Doch wie sieht ein gutes Anschreiben aus, das möglichst wenige Floskeln verwendet? Fixe Vorbilder kann es naturgemäß nicht geben, da sich individuelle Anschreiben nicht kopieren lassen. Wer die folgenden Punkte beachtet, ist jedoch auf dem richtigen Weg:
Beginnen Sie mit einer individuellen Aussage: Der erste Satz soll Interesse wecken, sei es mit einem knappen Statement wie "Seit mehr als 20 Jahren bin ich mit Leidenschaft in der PR-Branche tätig" oder einem emotionalen Einstieg wie "Die Arbeit als Fundraiser ist für mich mehr als nur ein Job...". Ebenso geeignet ist eine ehrliche Aussage, warum es gerade diese Stelle sein soll.
Zählen Sie nur die Qualifikationen auf, die wirklich für die Stelle relevant sind. Die wichtigste darf dabei gleich zu Beginn stehen. Seien Sie sicher: In der Personalabteilung erkannt man eine Bewerbung, man muss nicht drei Zeilen lang darauf hinweisen, dass es sich um eine solche handelt.
Berufseinsteiger ohne nennenswerte Arbeitserfahrung verweisen auf den Studienschwerpunkt oder außerberufliche Tätigkeiten, beispielsweise im Vereinsleben - wenn sie relevant sind!
Anstelle von Floskeln wie "teamfähig" empfiehlt es sich einige Beispiele zu nennen, die belegen, dass der Bewerber ein Team-Projekt erfolgreich realisiert hat.
Bleiben Sie ehrlich: Lobhudeleien auf das angesprochene Unternehmen sind nur glaubwürdig, wenn sie sich auf konkrete Fakten beziehen, also ein bestimmtes Produkt, eine Kampagne oder ähnliches - und nicht wenn man eine kleine Provinzklitsche als Traumfirma auslobt.