Arbeiten in Japan: Auf beruflichen Pfaden nach Nippon

Japan ist kein klassisches Einwanderungsland. Und auch als Station für den Karriereweg gibt es weitaus einfachere Pflaster als das Land der aufgehenden Sonne. Das heißt indes nicht, dass es kein spannendes Vorhaben ist – ganz im Gegenteil. Das fernöstliche Land strahlt für viele im westlichen Kulturkreis eine starke Anziehungskraft aus. Gerade die Gegensätze aus Tradition und Moderne, geschäftigem Treiben und meditativer Ruhe machen es zu einem faszinierenden Land. Hinzu kommt, dass Japan eine hoch entwickelte Volkswirtschaft ist und über eines der höchsten Gesamtvermögen der Welt verfügt.
Sich zum Arbeiten in Japan niederzulassen, bedarf jedoch guter Vorbereitung. Als Orientierung bekommst du von Monster einen Leitfaden, der dir dabei hilft, dein Vorhaben umzusetzen. Wir geben dir im Folgenden Informationen über Visa, kulturelle Herausforderungen im beruflichen und privaten Umgang sowie über die Arbeitswelt und was du beim Bewerben in Japan beachten musst.
1. Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung
Urlauber:innen und auch Geschäftsreisende dürfen sich visumsfrei für 90 Tage in Japan aufhalten. Sie können den Aufenthalt einmalig für weitere 90 Tage bei der zuständigen Einwanderungsbehörde verlängern. Dafür ist lediglich ein gültiger (vorläufiger) Reisepass notwendig, den du aufgrund der Ausweispflicht für Ausländer grundsätzlich mitführen musst.
Hast du vor, länger als 180 Tage im Land zu bleiben und dir Arbeit in Japan zu suchen, so musst du im Voraus ein Arbeitsvisum bei der Auslandsvertretung beantragen (es gibt die japanische Botschaft in Berlin sowie Generalkonsulate in Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt und München). Dazu ist vorher ein sogenanntes Certificate of Eligibility (CoE), also eine Art Eignungszertifikat, erforderlich. Dabei handelt es sich um eine Bestätigung vom zukünftigen oder aktuellen Arbeitgeber.
Das Arbeitsvisum selbst splittet sich in folgende Unterkategorien auf:
- Entertainer-Visum (für in Japan auftretende Künstler:innen)
- Intra Company Transferee Visum (für Arbeitnehmende, die von ihrer Firma nach Japan entsendet werden, meist auch Expats genannt)
- Andere Arbeitsvisa (für alle andere Berufsgruppen)
Praktischerweise sind die für die Arbeitsvisa nötigen Unterlagen in allen Unterkategorien identisch. Und zwar musst du zusammen mit deinem vollständig ausgefüllten Visumsformular folgende Dokumente einreichen:
- Einen gültigen Reisepass
- Ein biometrisches Passfoto, das nicht älter als sechs Monate ist
- Das Certificate of Eligibilty im Original und in Kopie
Bist du verheiratet, gibt es für deine:n Ehepartner:in das Angehörigenvisum. Bist du mit einer Japanerin oder einem Japaner verheiratet, trifft das Ehegattenvisum zu. Die oben genannten Dokumente gelten auch für die Beantragung dieser Visa.
Alle genannten Visumsarten sind gebührenfrei erhältlich. In der Regel dauert die Ausstellung rund fünf Tage, kann aber durch saisonale Schwankungen auch einige Wochen dauern. Ein rechtzeitiger Antrag ist daher angeraten.
2. Japanische Sprachkenntnisse
Deine Sprachkenntnisse werden letztlich über deinen beruflichen Erfolg entscheiden. In der Regel hast du die besten Chancen auf einen Job in Japan, wenn du fließend Japanisch sprichst. Das wird dir natürlich auch im Privatleben einiges erleichtern und dir sozialen Anschluss geben. Wirst du von deiner deutschen Firma oder anderen internationalen Unternehmen als Expat zum Arbeiten in Japan eingesetzt, kannst du im beruflichen Umfeld oft auch mit Englisch weiterkommen. Für engere Geschäftsbeziehungen, insbesondere mit japanischen Kund:innen, kommst du aber an Japanischkenntnissen nicht vorbei.
3. Kulturelle Herausforderungen
Höflichkeit, Anstand und Etikette haben in Japan einen enorm hohen Stellenwert im gesellschaftlichen Umgang. Das gilt, wenn du in Japan arbeiten, als Deutscher dort Kund:innen betreuen oder einfach im Rahmen eines Urlaubs dorthin reisen möchtest. Was auch immer der Grund für einen (langfristigen) Aufenthalt ist: Informiere dich unbedingt vorher über die wichtigsten Gepflogenheiten und Verhaltensregeln und mache dich mit ihnen vertraut. Ein Einführungskurs in die japanische Kultur kann hierbei sehr hilfreich sein, um einen umfassenden Überblick zu erhalten.
Zu den wichtigsten Verhaltensregeln gehören die folgenden:
- Verbeugen statt Händeschütteln
- Mitbringen von Gastgeschenken (auch bei geschäftlichen Meetings)
- Keine Schuhe in der Wohnung oder im Haus tragen
- Pünktlich sein
- Man gibt kein Trinkgeld (zum Beispiel in Restaurants oder beim Taxifahren)
- Der richtige Einsatz von Essstäbchen
- Schlange stehen ohne Vordrängeln
4. Arbeiten in Japan
Arbeiten in Japan bedeutet Pflichtbewusstsein, Leistungsstreben, Loyalität und Anerkennen von Hierarchien. Diese in westlichen Ländern verbreiteten Klischees sind in vielen Fällen auch heute noch gültig. Japaner:innen sehen Arbeit oftmals als gesellschaftliches Engagement, weswegen sich viele über ihre Arbeit definieren. Allerdings bedeutet es gleichzeitig auch, dass sie viel arbeiten. Das gilt vor allen Dingen für Bürojobs in Städten: Lange Arbeitstage und eine Wochenarbeitszeit von sechzig Stunden sind keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Offiziell gilt aber auch hier die Vierzig-Stunden-Woche.
Im Arbeitsleben und in sonstigen gesellschaftlichen Settings sind Hierarchien enorm wichtige Komponenten. Das Grundprinzip dabei setzt sich aus „senpai“ und „kohai“ zusammen: Senior und Junior. Im beruflichen Umfeld sind senpai nicht nur ältere Mitarbeitende, sondern auch diejenigen mit höherem Status innerhalb des Unternehmens. Es bezieht sich zudem auf längere Betriebszugehörigkeit. Kohai sind in dem Zuge das Gegenstück: Neuzugänge, jüngere Mitarbeitende und diejenigen auf weniger verantwortungsvollen Positionen. Diese Herangehensweise definiert unter anderem, wer wo sitzt, wer zuerst angesprochen wird und welche Anrede angemessen ist.
Pünktlichkeit ist ein weiterer Aspekt, den du beim Arbeiten in Japan (aber auch beim privaten Umgang) unbedingt berücksichtigen musst. Es hat nicht nur mit Unternehmenskultur zu tun, sondern zeigt sich durch die Gesellschaft. Beim Beginn des Arbeitstages, Meetings und anderen Terminen solltest du der Faustregel folgen, mindestens zehn Minuten früher zu erscheinen. Unpünktlichkeit gilt nämlich als grob unhöflich. Wenn sich jemand verspätetet, zieht dies normalerweise ausufernde Entschuldigungen nach sich. Die Betonung liegt übrigens auf „Entschuldigungen“ – Erklärungen und Gründe für Verspätungen kommen bei den japanischen Kolleg:innen eher wie „faule Ausreden“ an.
5. Bewerben in Japan
Der japanische Arbeitsmarkt ist für Nicht-Japaner:innen sehr schwierig zu erobern. Japanische Unternehmen entscheiden sich tendenziell gegen ausländische Arbeitnehmende, und zwar primär aus sprachlichen Gründen. Die besten Chancen hast du, wenn du Japanisch auf muttersprachlichem Niveau sprechen und verstehen kannst. Es findet jedoch ein langsamer Wandel statt, um mehr ausländischen Personen Zugang zu Arbeit in Japan zu geben. Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten.
- Entsendung als Expat:
Eine typische und wahrscheinlich die einfachste Option, um in Japan zu arbeiten als Deutscher, ist es, sich vom Job in Deutschland aus entsenden zu lassen. Das kann einerseits über ein deutsches Unternehmen funktionieren, das einen Standort in Japan betreibt. Andererseits besteht die Möglichkeit, bei einem japanischen Unternehmen in Deutschland zu arbeiten, und an den Hauptsitz nach Japan versetzt zu werden.
Inwiefern für diese Option eine Bewerbung notwendig ist, hängt davon ab, ob du dich auf eine interne Stelle bewirbst und wer diese ggf. liest: Bekommt ein deutscher Vorgesetzter die Unterlagen auf den Schreibtisch, kannst du dein Bewerbungsschreiben und den Lebenslauf meist wie in Deutschland aufsetzen. Und auch das Bewerbungsgespräch läuft dann entsprechend nach bekanntem Muster für die jeweilige Branche ab.
Als Vorbereitung auf eine dieser Möglichkeiten solltest du neben Sprachkenntnissen auch unbedingt dein Interesse für Japan und die japanische Kultur deutlich machen, um überhaupt in Betracht gezogen zu werden. - Unternehmensgründung:
Hast du eine Geschäftsidee, die sich speziell auf Japan bezieht, dann kannst du über eine Unternehmensgründung den Weg in den japanischen Arbeitsmarkt finden. Das Land ist nicht gerade als das Paradies für Start-Ups bekannt. Dies allerdings vorwiegend deshalb, weil es die wenigsten dafür in Betracht ziehen. Insofern kannst du hier mitunter einen gewissen Spielraum nutzen. Zudem kann dir deine westliche „Exotik“ und Herangehensweise womöglich dabei helfen, Fuß zu fassen und dein Unternehmen zu Erfolg zu führen. - Japanische Hingabe und Standardisierung:
Der klassische Weg, Arbeit in Japan zu finden, dürfte für Nicht-Japaner:innen der schwierigste sein. Zunächst sind fachliche Leistungen weniger relevant. Wichtiger ist, sich an die Regeln des Arbeitssystems anzupassen und sich einzugliedern. Dies setzt ein tiefes Verständnis über die kulturellen Gepflogenheiten und das Funktionieren der japanischen Gesellschaft voraus. Gerade hierbei kommen sehr gute Sprachkenntnisse zum Tragen. Kannst du diese bieten, kannst du dich glücklich schätzen.
Außerdem ist das Bewerben in Japan nicht abhängig von aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen: Der Einstellungsprozess ist weitestgehend standardisiert. Das bedeutet, dass die Bewerbung zum einen über genormte Formulare und zum anderen über ebenso genormte Qualifizierungstests abläuft. Zudem wird in der Regel ein Hochschulabschluss oder langjährige Berufserfahrung (meist zehn oder mehr Jahre) vorausgesetzt. Was Vorstellungsgespräche angeht, solltest du nicht allzu selbstbewusst auftreten: Japaner:innen üben sich meist in Zurückhaltung. Übermäßiges Selbstbewusstsein gilt im Gegensatz zu Deutschland als arrogant.
6. Gehalt und Lebenshaltungskosten
Das durchschnittliche Bruttogehalt liegt in Japan bei etwa 39.000 Euro pro Jahr. Durchschnittgehälter ausländischer Arbeitnehmender liegen meist recht deutlich darunter, nämlich bei ungefähr 18.500 Euro jährlich. Dies wird meist darauf zurückgeführt, dass ausländische Mitarbeitende oftmals jünger sind und entsprechend niedrigere Positionen bekleiden. Dennoch hängt auch das vom Unternehmen, vom Standort und von der konkreten Arbeit ab. Wirst du beispielsweise von einem deutschen oder amerikanischen Unternehmen nach Japan entsendet, bedeutet dies nicht, dass dein Gehalt entsprechend herabgestuft wird. Außerdem sind demgegenüber gerade im Managementbereich enorm hohe Gehälter möglich.
Was für das Einkommen gilt, trifft auch für die Lebenshaltungskosten zu: Es hängt vom Standort ab. Was Mietpreise angeht, kannst du grundsätzlich davon ausgehen, dass sie teurer werden, je größer die Stadt ist. Dasselbe gilt im Hinblick auf die Größe der Wohnung und die Nähe zum Stadtzentrum. Während du also in der Provinz für umgerechnet etwa 350 Euro (ca. 52.000 Yen) eine geräumige Wohnung anmieten kannst, beläuft sich die Miete für eine solche Behausung in Tokio leicht auf mehr als das Fünffache. Hinzu kommen die Nebenkosten, also Strom, Wasser und Abfallentsorgung. Diese schwanken extrem zwischen den Großstädten, im Vergleich zwischen Großstädten und kleineren Städten sowie zwischen Städten und ländlichen Gebieten. Sie können in der Provinz bei 67 Euro (10.000 Yen) monatlich liegen und in Kobe auf über 200 Euro klettern.
Was Lebensmittelpreise angeht, kannst du die folgende Faustregel anwenden: Japanische Produkte sind günstiger. Es bietet sich also an, weniger auf importierte Produkte (vor allen Dingen Brot) zu setzen, und eher mit traditionell japanischen Zutaten zu kochen, beispielsweise mit Reis, Tofu, Ramen, Sojasauce, Reisessig, Mirin und Fisch.
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