Arbeiten in Skandinavien: Infos für die Jobsuche in Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland

von Christina Pichlmaier

Je nachdem, wen du fragst, bekommst du verschiedene Antworten darauf, welche Länder tatsächlich zu Skandinavien gehören. Für manche sind es geografisch betrachtet Schweden, Norwegen und Finnland. Für andere gehört in kultureller Hinsicht anstelle von Finnland eher Dänemark in die Aufzählung. Manchmal werden trotz ihrer Entfernung sogar noch Island und die Faröer genannt.

Was jedoch feststeht: Für viele liegt der Reiz am Leben und am Arbeiten in Skandinavien im insgesamt hohen Lebensstandard begründet. Auch die gute soziale und gesundheitliche Absicherung ist für viele Deutsche ein Grund, in den hohen Norden Europas umzusiedeln. Was solltest du nun beim Thema Bewerbung in Skandinavien beachten? Welche Gesichtspunkte sind in Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland relevant? Monster gibt dir einen Überblick zu diesen und weiteren Fragen.

1. Schweden

Als EU-Mitglied bietet Schweden eine recht einfache Handhabung für Menschen aus anderen Mitgliedsstaaten, vor Ort zu arbeiten. Eigentlich kannst du ohne Weiteres eine Arbeitsstelle antreten. Allerdings solltest du ab einem Aufenthalt von drei Monaten beim Finanzamt (skatteverk) eine Personennummer und eine ID-Karte beantragen. Die Karte nutzt du nicht nur wie den deutschen Personalausweis, sondern auch als Krankenversicherungskarte. Darüber hinaus kannst du damit kostenlose Sprachkurse deiner Kommune nutzen.

Schwedischer Arbeitsmarkt

Die drei größten Wirtschaftssektoren Schwedens sind Dienstleistungen, Industrie und Landwirtschaft. Gut ausgebildet kannst du gerade im Maschinenbau, im Schiffbau, der Pharmaindustrie und vor allem auch im Bereich der erneuerbaren Energien tätig werden. Außerdem bietet das gesamte Feld der Medizin recht gute Jobchancen, beispielsweise Ärzt:innen und Pflegepersonal. Mit einem Jobprofil auf Monster für Schweden gehst du einen ersten Schritt in die richtige Richtung.

Bewerbung

Es ist immer von Vorteil, wenn du deine Bewerbungsunterlagen auf Schwedisch einreichst. Je nach Unternehmen kannst du aber auch mit Englisch zum Ziel kommen. Die Bewerbung an sich solltest du eher kurz halten und dich auf den konkreten Job beziehen, beschränke dich also auf die relevanten Informationen. Ein Foto ist eher unüblich. Auch Zeugnisse und Nachweise kannst du zunächst weglassen, dafür solltest du nach Möglichkeit Referenzen angeben.

Beim Vorstellungsgespräch darfst du ungeniert deutsche Pünktlichkeit walten lassen, frei nach dem Motto: Wenn du pünktlich bist, bist du zu spät. Nun solltest du auch deine (übersetzten) Zeugnisse, Zertifikate und sonstige berufliche Nachweise parat halten.

Arbeitskultur, Gehalt, Urlaub

Für gewöhnlich werden in Schweden unbefristete Arbeitsverträge geschlossen. Der Urlaubsanspruch auf eine 5-Tage-Woche gerechnet liegt bei mindestens 25 Tagen im Jahr. Allerdings haben Arbeitnehmer:innen erst ab dem zweiten Beschäftigungsjahr Anspruch darauf. Im ersten Jahr musst du dir bezahlten Urlaub sozusagen erarbeiten. Unbezahlten Urlaub kannst du dennoch nehmen. Manche Arbeitgebenden gewähren auch Urlaubsvorschuss.

In der Regel handelt es sich bei der Arbeitswoche um knapp über 37 Wochenstunden. Beschäftigte verdienen dabei durchschnittlich etwa 38.000 Euro brutto pro Jahr. Ein gesetzlicher Mindestlohn existiert nicht. Im Übrigen ist Schweden kein Mitglied in der Währungsunion, weswegen du dein monatliches Gehalt in Schwedischen Kronen (SEK) erhältst.

Schweden ist als arbeitnehmer- und auch familienfreundliches Land bekannt. Es ist für viele ein ausschlaggebender Grund fürs Arbeiten in Skandinavien. Und tatsächlich genießen beispielsweise werdende Eltern recht großen Spielraum, was Elternzeit vor und nach dem Geburtstermin angeht. Außerdem gibt es Kindergeld, Rente und Krankengeld.

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2. Norwegen

Norwegen ist kein Mitglied der EU und gehört nicht zur Währungsunion (Zahlungsmittel ist die Norwegische Krone, abgekürzt als NOK). Allerdings ist es Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums sowie Unterzeichner des Schengener Abkommens. Insofern kannst du recht einfach nach Norwegen reisen und auch ohne allzu viel Vorbereitungen eine Arbeit aufnehmen.

Innerhalb von drei Monaten nach deinem Umzug musst du dich registrieren. Das kannst du beim zuständigen Polizeirevier erledigen. Mit der Bescheinigung über deine Registrierung und dem Nachweis über finanzielle Mittel kannst du eine Personennummer beantragen, die du für praktisch alle offiziellen Angelegenheiten benötigst: Zum Beispiel ein Bankkonto eröffnen, Verträge unterzeichnen oder ein Auto anmelden.

Norwegischer Arbeitsmarkt

Der norwegische Arbeitsmarkt bietet gute Jobchancen im Medizinbereich. Ärzt:innen verschiedenster Fachbereiche und Pflegepersonal werden immer wieder händeringend gesucht. Außerdem bieten der Dienstleitungssektor, die Bildung und das Handwerk gute Aussichten, eine Anstellung zu finden.

Bewerbung

Was deine Bewerbung Norwegen angeht, so solltest du diese tendenziell auf elektronischem Wege einreichen. Wie auch in Schweden setzen norwegische Unternehmen auf zielgerichtete Unterlagen, die nur die für den Job relevante Informationen enthält. Insofern sollte dein Lebenslauf maximal zwei Seiten umfassen. Im möglichst kurzen und prägnanten Anschreiben kannst du auf eine Anrede – also das in Deutschland übliche „Sehr geehrte:r…“ – verzichten und stattdessen eine Art Betreff einfügen.

Referenzen zur Kontaktaufnahme sollten ein zentraler Bestandteil deiner Bewerbung sein. Ein Foto ist nicht nötig. Zeugnisse und ähnliche Zusatzunterlagen solltest du in übersetzter Form fürs Vorstellungsgespräch bereithalten.

Was die Sprache angeht, kannst du dich durchaus auch auf Englisch bewerben. Norweger:innen sprechen in der Regel sehr gutes Englisch. Auf lange Sicht ist für das Berufs- und Privatleben jedoch zumindest ein Basislevel des Norwegischen ein Muss. Kannst du dies zum Zeitpunkt der Bewerbung oder des Vorstellungsgesprächs noch nicht bieten, solltest du jedoch zumindest deine Bereitschaft kommunizieren, Norwegisch zu lernen.

Arbeitskultur, Gehalt, Urlaub

Die Wochenarbeitszeit fürs Arbeiten in Norwegen rangiert zwischen 37,5 und 40 Stunden. Unbefristete Arbeitsverträge sind üblich. Der Mindesturlaub beträgt 25 Tage. Im Schnitt ist in Norwegen ein Jahresbruttoverdienst von beinahe 53.000 Euro möglich, was jedoch von der Branche, der Region und dem spezifischen Job abhängt.

Das Arbeiten in Norwegen kann mit vielen Grundsätzen fürs Arbeiten in Skandinavien gleichgesetzt werden: Auch hier wird Familienorientierung großgeschrieben. Meetings oder andere berufliche Termine werden in der Regel nicht am Nachmittag angesetzt. Zudem gibt es Elternzeit, Mutterschutz, Erziehungszeit und flexiblen Renteneintritt.

3. Dänemark

Dänemark ist Teil der Europäischen Union, aber nimmt nicht an der Währungsunion teil – es gilt die Dänische Krone (DKK) als Zahlungsmittel. Dänisch ist Amtssprache, aber Englisch ist weit verbreitet und die wichtigste Fremdsprache. Zudem lernen viele Dänen in der Schule auch Deutsch und Französisch. Kostenlose Sprachkurse sind nach der Registrierung verfügbar.

Durch die gemeinsame Grenze mit Schleswig-Holstein gibt es recht viele Grenzgänger, sowohl Deutsche als auch dänische Bürger:innen. Wie in anderen Ländern der EU kannst du jedoch relativ einfach einreisen und eine Arbeitsstelle antreten. Ab drei Monaten musst du dich aber auch in Dänemark bei der zuständigen Stadtverwaltung registrieren. Darüber hinaus solltest du dir zügig eine Hausärztin oder einen Hausarzt suchen, um eine gelbe Gesundheitskarte (ähnlich der deutschen Versichertenkarte) zu erhalten.

Dänischer Arbeitsmarkt

In Dänemark arbeiten im Vergleich zu Deutschland sehr viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Zudem ist mehr als zwei Drittel der dänischen Arbeitswelt gewerkschaftlich organisiert. Tourismus, das Dienstleistungswesen, IT, der Bereich Medizin sowie Bildung und diverse Industriezweige sind große Arbeitgebende.

Bewerbung

Fehlende Sprachkenntnisse sind für die Bewerbung in Dänemark zwar kein Ausschlusskriterium – Englisch ist in vielen Unternehmen Verkehrssprache –, allerdings kannst du mit dänischen Sprachfähigkeiten punkten. Lebenslauf und Anschreiben müssen nicht allzu förmlich sein und nicht ganz so knapp wie in anderen skandinavischen Ländern. Auf ein Foto kannst du verzichten, aber definitiv nicht auf Referenzen und Anlagen wie Zeugnisse und Zertifikate.

Das Vorstellungsgespräch läuft in dänischen Unternehmen im Vergleich zu Deutschland recht ungezwungen ab, sollte dich aber nicht täuschen, dass potenzielle Arbeitgebende es auf die leichte Schulter nehmen.

Arbeitskultur, Gehalt, Urlaub

Das Lohnniveau liegt in Dänemark recht hoch. Durchschnittlich verdienen Dänen etwa 50.000 bis 60.000 brutto pro Jahr. Immerhin sind aber auch die Lebenshaltungskosten nicht zu unterschätzen – sie liegen ungefähr 25 Prozent höher als in Deutschland. Hinzu kommt eine der höchsten Besteuerungen der Welt. Der Vergleich der Nettogehälter zwischen Dänemark und Deutschland hält sich unterm Strich in etwa die Waage.

Es gilt ein Urlaubsanspruch von 25 Tagen. Wo es bis 2020 noch galt, im ersten Jahr an einer Arbeitsstelle pro Monat 2,08 Tage Urlaub zu „erarbeiten“, den du erst im Folgejahr nutzen konntest, kannst du mittlerweile den Urlaubsanspruch direkt nutzen.

Die Familienfreundlichkeit beim Leben und Arbeiten in Skandinavien gelten auch in Dänemark. Feierabend bedeutet Feierabend: Überstunden fallen in der Regel nicht an. Und auch in der Freizeit beruflich erreichbar zu sein, ist in der dänischen Arbeitswelt eher untypisch.

4. Finnland

Dein Leben und deine Arbeit nach Finnland zu verlagern, ist formal zunächst recht unkompliziert: Als Mitglied der EU und der Währungsunion lässt das Land einfache Einreise ohne Visum und Devisenwechsel zu. Dennoch musst du dich ab drei Monaten Aufenthalt dort offiziell melden, mit Wohnsitz und Nachweis eines Beschäftigungsverhältnisses.

Amtssprachen sind Finnisch und Schwedisch. Kostenfreie Integrationsangebote für Einwanderer, insbesondere Sprachkurse, stehen zur Verfügung. Diese solltest du unbedingt nutzen, um das finnische Leben beruflich und auch privat voll auskosten zu können.

Finnischer Arbeitsmarkt

Der Dienstleitungssektor ist der größte Arbeitgeber in Finnland. Darüber hinaus ist die Forstwirtschaft der ertragreichste Sektor. Davon abgesehen zeigen sich für dich gute Jobchancen als gut ausgebildete:r Ingenieur:in, Techniker:in und spezialisierte Fachkraft in den Bereichen IT und Kommunikation, Hightech, Maschinenbau, Chemie und Logistik. Insbesondere in der Medizin steht Finnland ein Fachkräftemangel bevor. Speziell im Bereich Krankenpflege kannst du vergleichsweise einfach Arbeit finden.

Bewerbung

Beim Thema Arbeiten in Skandinavien bzw. Bewerbung in Skandinavien sind auch im Hinblick auf Finnland maßgeschneiderte Unterlagen oberstes Gebot: Ein individuelles, auf die Stellenausschreibung und das Unternehmen zugeschnittenes Anschreiben. Zudem solltest du nach Möglichkeit eine:n konkrete:n Ansprechpartner:in für das Anschreiben verwenden, anstelle einer generischen Anrede. Referenzen vom früheren Arbeitgebenden sind ebenso sehr gern gesehen. In Bezug auf den Lebenslauf gilt: Halte ihn kurz und knackig.

Wirst du zum Vorstellungsgespräch eingeladen, solltest du – wie auch in Deutschland – unbedingt pünktlich erscheinen. Zudem solltest du berufliche Zertifikate und sonstige Dokumente beglaubigt übersetzt griffbereit halten, sofern sie nicht schon für die schriftliche Bewerbung gefordert waren.

Arbeitskultur, Gehalt, Urlaub

Im Schnitt verdienen Finnen knapp 38.000 Euro brutto im Jahr. Führungskräfte, Unternehmensführungen und konkret Ärzte liegen deutlich über dem Durchschnitt und kommen leicht auf das Doppelte. Ein Urlaubsanspruch entsteht bereits nach 14 Tagen Arbeit. Mit jedem Kalendermonat sammelst du zweieinhalb Urlaubstage. Aufs Jahr gerechnet, kannst du folglich bis zu dreißig Tage Urlaub pro Jahr bekommen.

Auch in finnischen Gefilden geht es familienorientiert zu. Mutterschutz besteht für 105 Werktage. Vaterschaftsurlaub umfasst 18 Tage. Darüber hinaus gewähren Arbeitgebende 158 Werktage Elternzeit.

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