Arbeiten in der Türkei: Für den Job ins Land am Bosporus

von Christina Pichlmaier

Es gibt typische Länder, die viele Deutsche in Betracht ziehen, um dort zu leben und zu arbeiten. Oft werden dann die Schweiz, die skandinavischen Staaten, die USA, Italien, Spanien und Griechenland zuerst genannt. Seltener taucht die Türkei in dem Zusammenhang auf, sofern nicht bereits verwandtschaftliche Verbindungen bestehen. Dabei hat das Land für den Beruf und in Sachen Lebensqualität viel zu bieten.

Monster gibt dir deshalb einen Überblick über die wichtigsten Aspekte, die du für das Leben und das Arbeiten in der Türkei benötigst. Dazu gehören Infos zu Visum und Arbeitsgenehmigung, Lebenshaltungskosten, Gehaltsniveau sowie Tipps fürs Bewerben in der Türkei und mehr.

1. Umzug in die Türkei

Bevor du deine Siebensachen packst, um in der Türkei zu arbeiten, musst du eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Grundsätzlich ist eine solche für alle erforderlich, die sich länger als 90 Tage im Land aufhalten möchten. Bei kürzeren Zeiträumen können deutsche Staatsangehörige ohne Visum einreisen.

Die Aufenthaltsgenehmigung kannst du online über die Generaldirektion für Migration beantragen. Die wichtige Identifikationsnummer für Ausländer (Yabancı Kimlik Numarası) kannst du unter anderem bei der zuständigen Ausländerbehörde (Emniyet Müdürlüğü, Yabancılar Şubesi) beantragen. Die erforderlichen Unterlagen und Dokumente variieren je nach Art des Aufenthaltstitels, zum Beispiel für Langzeit-, Familien-, Geschäfts- oder Studienaufenthalte.

Auf jeden Fall benötigst du jedoch einen gültigen Reisepass, vier biometrische Passfotos, einen Nachweis von Mitteln für den Lebensunterhalt (als Faustregel gilt: 50 Euro pro Tag des Aufenthalts) und einen Nachweis einer Krankenversicherung. Die Kontaktaufnahme mit der Botschaft oder einem Generalkonsulat ist unbedingt notwendig, um konkrete Angaben zu den notwendigen Dokumenten zu erhalten. Hast du dir bereits einen Job inklusive Arbeitserlaubnis gesichert, ist kein gesonderter Aufenthaltstitel notwendig.

Als Alternative zu Visum, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis gibt es auch die Türkis-Karte. Diese ist für folgenden Personengruppen erhältlich:

  • Hochqualifizierte Arbeitnehmende
  • Investor:innen
  • Wissenschaftler:innen
  • Sportler:innen
  • Künstler:innen
  • Geschäftsleute

Mit der Türkis-Karte genießt du dieselben Rechte wie türkische Staatsangehörige. Sie ist im Gegensatz zu anderen Aufenthaltsgenehmigungen unbefristet. Zudem erhalten auch begleitende Ehepartner und minderjährige Kinder diese Form des Aufenthaltstitel.

2. Türkische Sprachkenntnisse

An einer gewissen Kenntnis der türkischen Sprache fürs Leben und Arbeiten in der Türkei wirst du nicht vorbeikommen. Englisch ist nicht so weit verbreitet wie in Deutschland, allenfalls in Großstädten kannst du in dieser Hinsicht zurande kommen. Türkisch ist dagegen im Arbeitsleben unerlässlich, vom Privatleben ganz zu schweigen. Insofern ist es mehr als ratsam, schon in Deutschland mit Sprachkursen zu beginnen, um für den Anfang zumindest einen soliden Grundstock zu besitzen.

3. In der Türkei arbeiten

Damit du in der Türkei arbeiten kannst, benötigst du eine Arbeitserlaubnis. Dies steht in direktem Zusammenhang mit einem konkreten, festen Arbeitsplatz. Das bedeutet, beim Jobwechsel ist eine neue Arbeitserlaubnis erforderlich. Der Arbeitgebende muss diese für dich beantragen, beispielsweise bei der örtlichen Polizeidienststelle oder bei der Ausländerbehörde. Die Arbeitserlaubnis ist normalerweise ein Jahr lang gültig, kann aber bei der ersten Verlängerung direkt auf zwei Jahre ausgeweitet werden. Hast du bereits im Voraus aus Deutschland einen Job gelandet und dir liegt bereits eine Arbeitserlaubnis vor (zu beantragen bei einem der Generalkonsulate in Deutschland), benötigst du keine separate Aufenthaltsgenehmigung.

Im Arbeitsleben (wie auch im privaten Umfeld) solltest du unbedingt kulturelle Unterschiede berücksichtigen. Im beruflichen Kontext wird respektvoller und höflicher Umgang großgeschrieben. Außerdem solltest du im Hinterkopf behalten, dass innerhalb der Türkei verschiedene Subkulturen existieren. Und obwohl Religion im Geschäftsleben theoretisch keine Rolle spielt, solltest du berücksichtigen, dass der Ramadan (der islamische Fastenmonat) trotzdem realen Einfluss auf das Arbeitsleben hat. Außerdem gibt es islamisch geführte Firmen, die aus dem Koran abgeleitete Verhaltensregeln anwenden.

Was mögliche Arbeitsplätze angeht, so ist gerade die Textilindustrie ein enorm großer Wirtschaftssektor genauso wie auch die Landwirtschaft und der Tourismus. Außerdem bieten die Elektronik- und Automobilbranchen gute Chancen auf Arbeit. Die beiden letztgenannten eröffnen besonders gute Möglichkeiten, da diverse deutsche Firmen in der Türkei eine Dependance eröffnet haben, unter anderem Mercedes-Benz, Volkswagen, Bosch und Siemens. Außerdem gibt es türkische Standorte von BASF, Allianz und Bayer.

Wichtig für die Karriereplanung in der Türkei ist es, die geltenden Berufsverbote für Ausländer zu berücksichtigen. So darfst du in den folgenden Bereichen nicht tätig werden:

Eine Ausnahme gilt für medizinische Berufe: In Privatkliniken ist es als Ausländer möglich, als Arzt oder Ärztin oder Krankenpfleger zu arbeiten.

4. Bewerben in der Türkei

Insgesamt ist die Jobsuche in der Türkei nicht ganz so einfach wie in Deutschland. Offizielle Stellenausschreibungen gibt es vielfach gar nicht. Eine Recherche auf Social-Media-Plattformen kann hierbei allerdings helfen. Die besten Chancen auf einen Job in der Türkei bietet jedoch das berühmte Vitamin B: Kontakte, berufliche und persönliche Netzwerke sowie private und geschäftliche Beziehungen. Besonders vorteilhaft ist es, wenn du bereits jemanden in einer Firma kennst, in der du dich bewerben möchtest. Er oder sie sollte für dich eine Empfehlung aussprechen.

Die Bewerbungsunterlagen selbst solltest du auf die konkrete Stelle zuschneiden. Je formeller die Stelle, desto formeller sollte die Bewerbung ausfallen. Wichtig dabei ist, die Unterlagen auf Türkisch einzureichen. Bewirbst du dich bei einem deutschen Unternehmen in der Türkei, bietet sich eine zweisprachige Bewerbung an. Halte sowohl den Lebenslauf als auch das Anschreiben dabei möglichst kurz – am besten nicht länger als eine Seite. Ein Kurzprofil ist also sinnvoll. Gib darin Informationen über deinen beruflichen Werdegang, Qualifikation und Berufserfahrung an. Auch Referenzschreiben können zielführend sein.

5. Durchschnittliches Gehalt

Lohn erhältst du in der Landeswährung Türkische Lira (TRY). Das Gehaltsniveau liegt in der Türkei gravierend niedriger als in Deutschland. Allein der Mindestlohn beläuft sich seit 2023 auf umgerechnet etwa 430 Euro (8.500 TRY) brutto im Monat. Das Durchschnittsgehalt liegt bei etwa 700 Euro (15.000 TRY) brutto monatlich, also knapp 8.400 Euro (180.210 TRY) im Jahr. Allerdings gibt es deutliche Lohnunterschiede in ländlichen Gebieten und in (größeren) Städten, sowie bei verschiedenen Berufsgruppen: In Städten (vor allem Istanbul, Ankara, Izmir, Bursa und Adana) ist das Lohnniveau grundsätzlich höher als in ländlichen Gebieten. Beim Arbeiten in der Türkei zählen Jobs mit akademischer Ausbildung tendenziell zu den lukrativsten, dazu gehören Architekt:innen, Mediziner:innen, Ingenieur:innen und Apotheker:innen.

6. Arbeitszeit und Urlaub

Wenn du in der Türkei arbeiten willst, gilt eine Wochenarbeitszeit von maximal 45 Stunden. Außerdem greift eine maximale Anzahl an Überstunden: Es sind im Höchstfall 270 Stunden pro Jahr zulässig. Diese werden mit jeweils 50 Prozent Gehaltsaufschlag vergütet.

Beim Urlaubsanspruch hängt es generell davon ab, wie lange dein Beschäftigungsverhältnis bereits dauert, kann aber auch durch Tarifverträge geregelt sein. Ab einem Jahr kannst du normalerweise 14 Tage Urlaub nehmen. Ab fünf Jahren stehen dir 20 Urlaubstage zu. Und nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit besteht ein Urlaubsanspruch von 26 Tagen.

7. Lebenshaltungshaltungskosten

Grundsätzlich liegen die Lebenshaltungskosten im europäischen Vergleich äußerst niedrig. Insofern kannst du auch mit dem durchschnittlichen Gehalt gut über die Runden kommen. Lebensmittel sind sehr günstig, vor allen Dingen regionales Gemüse und Obst. Außerdem sind öffentliche Verkehrsmittel wie Bus, Bahn und Taxi im Vergleich mit deutschen Verhältnissen extrem billig. Restaurantbesuche, Bekleidung oder das Abo im Fitnessstudio schlagen im Verhältnis mehr zu Buche, liegen aber immer noch unter dem Preisniveau in deutschen Städten.

8. Wohnung

Beziehst du ein durchschnittliches Monatsgehalt und wohnst zentral, entfällt ein Viertel bis ein Drittel davon auf die Monatsmiete. Je weiter du dich vom Stadtzentrum entfernst, desto günstiger wird die Miete im Schnitt. In kleinen Städten und auf dem Land kannst du folglich recht günstig wohnen. Was Betriebskosten angeht, solltest du mit monatlich etwa 50 bis 60 Euro (rund 1.200 TRY) rechnen. Die Internetnutzung schlägt mit etwa 15 Euro (320 TRY) im Monat zu Buche.

Mit Berufserfahrung in die Türkei – Monster gibt dir Support

Die beste Vorbereitung, damit es mit dem Arbeiten in der Türkei klappt, sind gute Qualifikationen und Berufserfahrung. Damit kannst du bei vielen türkischen Arbeitgebenden punkten. Fehlt dir dazu noch etwas für deinen Lebenslauf, dann sammle berufliche Kenntnisse bei einem neuen Job. Diesen kannst du mit einem kostenlosen Jobprofil bei Monster an Land ziehen.