Arbeiten in Indien: Tipps zu Kommunikation, Umgang & Co.

Indien gilt im westlichen Kulturkreis als exotisches Land mit Kühen auf geschäftigen Straßen, Düften von Gewürzen in der Luft und Farben, wohin man nur blickt. Es ist aber auch ein Land, das als eine der am stärksten aufstrebenden Volkswirtschaften gilt. Insbesondere der IT-Bereich ist ein enorm wichtiger und expandierender Wirtschaftssektor.

Es ist also nicht nur etwas für angehende Yogalehrer:innen, Esoteriker:innen und Sinnsuchende. Beim Arbeiten in Indien kannst du nämlich auch wertvolle Erfahrungen sammeln, die dir auf deinem weiteren beruflichen und persönlichen Werdegang hilfreich sein können. Da die indische Kultur und Mentalität jedoch mit einigen Eigenheiten gespickt ist, geben wir dir hier ein paar Tipps mit auf den Weg.

1. Arbeiten nur mit Visum

Grundlage fürs Arbeiten in Indien ist ein entsprechendes Visum. Dieses musst du unbedingt vorab beantragen, denn eine Erteilung eines Visums vor Ort ist nicht möglich. Genaue Angaben und Details zu Visaangelegenheiten solltest du bei der Botschaft erfragen. Es gibt jedoch zwei bzw. drei Visa, die für berufliche Reisegründe zutreffen.

Wenn du dich im Rahmen einer Geschäftsreise in Indien aufhältst, ist wahrschlich das e-Business Visa das richtige Einreisedokument. Es ist ein Jahr gültig und befähigt dich zu einem Aufenthalt von jeweils bis zu 180 Tage am Stück sowie mehrfach einzureisen. Alternativ gibt es für Konferenzteilnehmer:innen ein spezielles e-Conference Visa, das eine einmalige Einreise und einen Aufenthalt von maximal 30 Tagen ermöglicht. Beide Visumsarten können online als e-Visa beantragt werden.

Wirst du festangestellt in Indien arbeiten oder im Rahmen einer Entsendung, ist ein Employment Visa erforderlich. Es kann nur über die indische Botschaft und vorab beantragt werden. Eine Verlängerung aus Indien heraus ist möglich. Außerdem musst du sehr strikte Vorgaben erfüllen, unter anderem:

  • ein Sponsorship eines indischen Unternehmens
  • ein Mindestjahresgehalt von 25.000 Euro
  • eine besondere Qualifikation oder Spezialisierung, die nicht von einem gleichwertig ausgebildeten indischen Staatsbürger ausgeübt werden kann

2. Zeitangaben sind Richtwerte

Indien fällt in Sachen Pünktlichkeit und Zeiteinteilung in die Kategorie Polychronismus. Das heißt, im Arbeitsleben werden tendenziell mehrere Aufgaben gleichzeitig oder nebeneinander erledigt. Mitarbeitende lassen sich dabei schneller ablenken und lenken andere auch eher von ihrer Arbeit ab. Zudem haben feste Termine oder zeitlich Pläne kaum oder gar keine Bedeutung.

Insofern ist es kein Affront dir gegenüber, wenn sich Mitarbeitende, Geschäftskontakte oder auch indische Freunde verspäten oder scheinbar willkürlich auftauchen. Verspätungen sind üblich und haben keine besondere negative Bedeutung. Umgekehrt kann auch das Gegenteil eintreten: Die Person erscheint weitaus früher als vereinbart. Hier solltest du in Sachen Zeitmanagement unbedingt Fünfe gerade sein lassen und dich der indischen Herangehensweise hingeben.

3. Kommunikation

Wie so oft in anderen Kulturen musst du auch in der indischen Kommunikation auf Stolperfallen achtgeben. Die Feinheiten ergeben sich meist erst bei einem längeren Aufenthalt. Ein paar Faustregeln für den Einstieg gibt es aber dennoch.

Sprachbarriere

In Indien werden über einhundert Sprachen gesprochen. Als Amtssprachen gelten jedoch Hindi und Englisch. Für kurzweilige Geschäftsaufenthalte kannst du also bestens mit guten Englischkenntnissen über die Runden kommen. Ein paar gängige Phrasen auf Hindi sind aber immer von Vorteil, darunter die Grußformel „Namaste.“

Strebst du eine Festanstellung in Indien an oder wirst von deiner Firma entsendet, solltest du dir langfristig Hindikenntnisse aneignen. Selbst wenn du sie im Arbeitsleben kaum anwenden musst, so werden sie dein indisches Privatleben immens bereichern.

(Non-) Verbale Kommunikation

  • Kopfwackeln:
    Das berühmte indische Kopfwackeln ist ein nonverbaler Kommunikationsaspekt, der schnell für Verwirrung sorgen kann. Es ist immens kontextabhängig und kann so ziemlich alles zwischen ja und nein, danke, vielleicht und „mir geht es gut“ bedeuten. Es wird sich dir vermutlich erst bei längerem Aufenthalt erschließen, sollte dich jedoch nicht verschrecken. Umgekehrt solltest du jedoch versuchen, deine Gestik gegenüber indischen Geschäftsleuten deutlich zu reduzieren, um nicht aus Versehen falsche Signale zu senden.
  • Händedruck:
    In der Arbeitswelt kannst du Geschäftspartner:innen zur Begrüßung und zur Verabschiedung wie in Deutschland die Hand geben. Ein übermäßig kräftiger Händedruck sollte es jedoch nicht werden.
  • Small Talk:
    Beim Small Talk in Indien geht es oft nicht nur ums Wetter. Oft kommt Persönliches und sogar Religion aufs Tapet. Das hat weniger mit Aushorchen oder einem Mangel an Respekt vor der Privatsphäre zu tun, sondern dient dazu, Vertrauen aufzubauen. Gerade was Geschäftsbeziehungen angeht, steht die persönliche Ebene im Vordergrund, weswegen du mit einem guten persönlichen Draht zu deinem Gegenüber auch auf Business-Ebene punkten kannst.
  • Vorsicht bei Kritik:
    Aufgrund des starken Fokus auf die persönliche Ebene solltest du mit kritischen Äußerungen sehr vorsichtig sein. Damit kannst du Inder:innen eher beleidigen anstelle sie zu konstruktiven Verbesserungen anzuspornen. Ebenso wenig werden indische Mitarbeiter:innen von sich aus Kritik äußern.

4. Möglichkeiten zum Arbeiten in Indien

Aufgrund eines vergleichsweise mangelhaften indischen Bildungssystems besteht in vielen Branchen ein eklatanter Fachkräftemangel. Zum Teil liegt dies an einer sehr theorielastigen Hochschulausbildung, wodurch Absolvent:innen nicht direkt in Unternehmen eingesetzt werden. Ausländische Fachkräfte mit einschlägiger, branchenbezogener Erfahrung haben deshalb gute Chancen auf dem indischen Arbeitsmarkt. Insbesondere folgende Branchen bieten gute Möglichkeiten:

  • IT und Software
  • Finanzsektor
  • Öl- und Gassektor
  • Bildung und Hochschulen
  • Automobilsektor
  • Pharmazie
  • Forschung

5. Bewerben in Indien

In den meisten Unternehmen wirst du auf einen ähnlichen Bewerbungsprozess wie in Deutschland treffen. Das heißt, sie setzen auf eine Online-Präsenz mit allen Stellenangeboten und einer Bewerbungsplattform, auf die du deinen Lebenslauf, Anschreiben sowie erforderliche Zeugnisse und Nachweise hochladen kannst. Auch Initiativbewerbungen sind eine weit verbreitete Methode.

Auf Hindi musst du deine Bewerbungsunterlagen in der Regel nicht übersetzen. Ins Englische dagegen schon. Hier solltest du darauf achten, die richtigen englischen Berufsbezeichnungen zu verwenden, schon allein um deine hierarchische Position zu vermitteln. Zusätzliche Dokumente wie Zeugnisse, Referenzschreiben und ähnliches solltest du beglaubigt übersetzen lassen, sofern keine anderen Angaben dazu gemacht werden.

6. Indische Mentalität im Arbeitsleben

Firmen sind stark hierarchisch organisiert. Aufgrund dessen gibt es aus deutschem Blickwinkel viel unternehmerische Bürokratie, Ineffizienz und als Mikromanagement anmutenden Führungsstil. Das liegt mitunter an der bereits erwähnten Aversion, Kritik zu äußern. Probleme oder Hürden werden seitens der Mitarbeitenden nicht angesprochen. Insofern wird von den Vorgesetzten erwartet, die Arbeit der Angestellten stark zu kontrollieren und sie eher straff anzuleiten. Klare Ansagen – unter Berücksichtigung kultureller Kommunikationsregeln – zeugen also eher von guten Führungsqualitäten.

7. Gehalt und Lebenshaltungskosten

Das Durchschnittsgehalt in Indien liegt grundsätzlich sehr viel niedriger als in Deutschland. Zudem schwankt die Spanne von Gehältern enorm. Vor allem vor dem Hintergrund von Jobs mit überdurchschnittlich hohem Verdienst, zum Beispiel im IT-Bereich, und der stark von Armut betroffenen Landbevölkerung. Auf die Gesamtbevölkerung gerechnet, bewegt sich der Jahresverdienst im Bereich von umgerechnet etwa 2.200 US-Dollar brutto.

Bei der Betrachtung trockener Zahlen werden jedoch die im Vergleich zu Deutschland niedrigen Lebenshaltungskosten und der Wert des Geldes nicht korrekt abgebildet. Kaufkraftbereinigt ergibt sich ein Jahresdurchschnittsgehalt von ungefähr 7.200 US-Dollar brutto.

Die Entscheidung fürs Arbeiten in Indien dürften also die wenigsten an den Verdienstmöglichkeiten festmachen. Ein Aufenthalt in diesem aufregenden Land kann aber zweifellos erfolgreich sein, wenn du ihn als außergewöhnliche berufliche Erfahrung nutzt oder zum Erweitern des eigenen Horizonts.

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