Tipps für das perfekte Bewerbungsfoto

Paul hat die Krawatte auf Halbmast gebunden, der Hemdkragen ist abgestoßen, das Brillenglas spiegelt. Lächeln? Fehlanzeige. Mit dem kalkweißen Hintergrund wirkt das Bewerbungsfoto wie im Bahnhofsautomaten aufgenommen. Dana hat ein paar Euro mehr investiert. Statt sechs mal vier Zentimeter gönnt sie sich ein Halbporträt, das den größten Teil des Deckblatts füllt. Die Hände sind unter dem Kinn gefaltet, große Ohrringe baumeln bis fast auf die Schulter. Klassisch wirkt seriös

"Ich habe in meiner Berufslaufbahn schon Hunderte von Bewerberbildern Bewerbungsbildern gesehen", sagt Jutta Ganitis, Bewerbungsberaterin aus Wiesloch bei Heidelberg, "angefangen mit dem Foto aus dem Automaten bis hin zu Teilaktfotografien. Das ganz klassische Bild von zirka 6,5 mal 4,5 Zentimeter, oder auch etwas größer, macht für mich immer noch den seriösesten Eindruck, wenn es professionell erstellt wurde."

Doch damit fangen die Probleme an. Viele Jobsucher scheuen den Gang zum Fotografen, teils aus Kostengründen, teils weil sie sich vor der Kamera unwohl fühlen. Ganitis kennt das: "Wie viele Menschen sehen sich gerne auf Fotos? Wie viele Menschen finden sich attraktiv oder ansprechend, wenn sie ihr Bewerbungsbild ansehen? Wenige! Genau so wirken viele Bewerbungsfotos auf die Personaler."

Ein gutes Bewerbungsfoto kann den Unterschied machen

Verkrampft, verhuscht, verkleidet – wer so wenig rüberbringt, muss sich über Absagen nicht wundern. Ein gutes Foto (siehe Checkliste) ersetzt zwar nicht die fachliche Qualifikation, kann aber den Ausschlag geben, wenn zwei Bewerber nach der Papierform gleichauf liegen.

Psychologen haben herausgefunden, dass der Betrachter schon nach 150 Millisekunden, also nach weniger als einer Sechstelsekunde, ein Urteil über die abgebildete Person, ihre Fähigkeiten und ihr Sozialverhalten fällt. Der erste Eindruck ist zwar nicht in Stein gehauen und wird oft im Vorstellungsgespräch revidiert, doch so weit muss der Bewerber erst mal kommen.

Fast alle Firmen wollen ein Foto

Inzwischen wissen Unternehmen, dass sie dem Gleichbehandlungsgebot genügen, wenn sie in Stellenanzeigen nicht ausdrücklich ein Foto verlangen. Die Aufforderung, "übliche, aussagekräftige Bewerbungsunterlagen" zu schicken, bedeutet im Klartext: Wir wollen auch ein Gesicht sehen!

"Trotz AGG gehört heute immer noch ein ansprechendes Foto zu einer gelungenen kompletten Bewerbung", sagt Michaela Gawel, Bewerbungsberaterin aus Sankt Augustin bei Bonn. Jürgen Hesse, Gründer des Büros für Berufsstrategie Hesse/Schrader, ist derselben Meinung. "Es ist im deutschsprachigen Raum kulturell noch nicht verankert, kein Foto beizulegen", beobachtet er. "Wir raten nach wie vor, ein Bewerbungsfoto mitzuschicken."

Welcher Fotograf leistet gute Arbeit?

Ein professioneller Fotograf setzt sich mit den beruflichen Zielen des Kunden auseinander und gibt kompetente Tipps, welche Kleidung und welche Pose wirkungsvoll sind. Ein gutes Bewerbungsfoto hebt die individuellen Stärken hervor und zeigt den Jobsuchenden auf vorteilhafte und sympathische, aber auch natürliche Art und Weise.

Am besten lässt man sich Bewerbungsbilder zeigen, die der Fotograf schon einmal angefertigt hat. Passen der Stil und die Anmutung zum eigenen Job-Vorhaben? Wichtig ist außerdem die Transparenz: Seriöse Fotografen besprechen vorher genau, welche Kosten für welche Leistungen entstehen. So gibt es nachher keine unangenehmen Überraschungen.

Checkliste: Bitte recht seriös!

✓Das Bewerbungsbild ist eine Portraitaufnahme. Die Haltung ist entweder frontal oder im Halbprofil.

✓Der Hintergrund ist neutral in gedeckter Farbe. Die Kleidung hebt sich vom Hintergrund ab.

✓Der Gesichtsausdruck ist freundlich und offen, nicht abweisend.

✓Die Kleidung, die Frisur und das Styling sind an den Arbeitgeber angepasst.

Unsere Monster Tipps:

  • Profis ranlassen - Urlaubs- oder Automatenbilder gehen gar nicht. Besser einen Termin im Porträtstudio buchen. Ein "Business-Shoot" mit mehreren Posen in verschiedenen Outfits dauert eine bis anderthalb Stunden und kostet zwischen 150 und 300 Euro. Für diesen Preis sollten eine kurze Outfit-Beratung sowie eine Grundvisagie drin sein. Wer die Fotos auch für Veröffentlichungen verwenden will, erwirbt die Nutzungs- und Bildrechte gleich mit. Einen Satz einfache Bewerbungsbilder gibt es ab 20 Euro.
  • Auf mehrere Karten setzen - Jede Branche hat ihre eigenen Dresscodes, die sich im Bewerbungsfoto widerspiegeln sollten. Banken und Versicherungen mögen es klassisch- korrekt. Meist sind Anzug und Krawatte bzw. Kostüm das Pflichtprogramm. Für Werbeagenturen dürfen Kleidung, Pose und Hintergrund lockerer sein. Der Fotograf weiß das, aber man muss ihm sagen, dass die Bilder an unterschiedliche Adressen gehen. Auf die Frage, ob Farbe oder Schwarzweiß, gibt es keine branchenspezifische Antwort. Einige Bewerbungsberater halten Schwarzweiß-Aufnahmen für ausdrucksstärker.
  • Details beachten - Dezente Farben – im Gesicht wie am Körper – kommen am besten an. Kein auffälliger Schmuck, keine extravagante Frisur. Flecken auf dem Anzug oder abgestoßene Hemdkragen sind tabu. Wer immer eine Brille trägt, tut dies selbstverständlich auch auf dem Foto. Besonders wichtig ist der richtige Gesichtsausdruck: Ein Lächeln wirkt immer sympathisch. Für manche Jobangebote kann es jedoch sinnvoll sein, hohe Kompetenz und Leistungsbereitschaft zu signalisieren. Manche Frauen verzichten lieber auf ein süßes Lächeln und bemühen sich um einen freundlich-konzentrierten Ausdruck. Einem guten Fotografen gelingt es, die gewünschte Ausstrahlung im Bewerbungsbild festzuhalten.