Zwischen Medizin und Verwaltung: Was macht ein Gesundheitsökonom?

Die Versorgung und Pflege von Patient:innen kostet Geld und Ressourcen, die wohlüberlegt eingesetzt werden müssen: Ein Zuviel hier kann einen Mangel dort verursachen. Dieses versuchen Gesundheitsökonom:innen mit ihrer tagtäglichen Arbeit zu vermeiden. Sie sind Bindeglied und Vermittler zwischen Verwaltung und Medizin.

Was macht ein Gesundheitsökonom genau? Welche Ausbildung ist dafür notwendig? Wie sehen die beruflichen Perspektiven und die Verdienstmöglichkeiten aus? Diese Fragen erläutern wir dir im folgenden Artikel und inspirieren dich vielleicht, diesen Karriereweg einzuschlagen.

Was ist Gesundheitsökonomie?

Bei der Gesundheitsökonomie geht es im Allgemeinen darum, endliche und mitunter knappe Gesundheitsgüter optimal und gerecht einzusetzen. Der Fachbereich vereint Gesundheitswissenschaften mit Betriebs- (BWL) und Volkswirtschaftslehre (VWL). Ein zentraler Gesichtspunkt dabei sind Überlegungen zur Wirksamkeit von medizinischen Maßnahmen und deren Wirtschaftlichkeit, also die Entscheidungsanalyse. Im Hinblick auf die Arbeit von gesetzlichen Krankenkassen wurde im Sozialgesetzbuch ein Gebot zur Wirtschaftlichkeit (§12 Abs. 1 SGB V) festgelegt, welches praktisch die Handlungsgrundlage für Gesundheitsökonom:innen bildet.

Was macht ein Gesundheitsökonom?

Es ist jedoch äußerst wichtig, zu verstehen, dass Gesundheitsökonomie nicht dazu da ist, Einsparungen durchzudrücken. Die oft auch als Gesundheitsmanager:innen bezeichneten Fachkräfte haben ganz klar nicht nur die finanzielle Seite von medizinischer Behandlung im Blick, sondern auch die Qualität und Effektivität der Behandlung selbst: Letztlich ist eine falsche Versorgung wirtschaftlich ineffizient. Umgekehrt ist auch die reine Kostenbetrachtung bei einer Behandlung kaum zielführend.

Was macht ein Gesundheitsökonom genau, das nicht auch die Verwaltung einer medizinischen Einrichtung tun kann? Berufstätige in diesem Bereich haben medizinisches Grundlagenwissen, das reines Verwaltungspersonal nicht benötigt. Sie können deshalb ärztliche Behandlungen hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit einschätzen und bewerten. Sie versuchen bei ihrer Arbeit, sowohl die optimale medizinische Versorgung als auch die Interessen der Verwaltung unter einen Hut zu bringen. Sie versuchen also mit interdisziplinärer Herangehensweise, ein Gleichgewicht zwischen finanziellen Interessen, medizinischem Bedarf, vorhandenen Ressourcen sowie Wirksamkeit und Qualität der medizinischen Versorgung zu erreichen.

Wie wird man Gesundheitsökonom:in?

Der Bedarf an Fachkräften, die medizinischen Nutzen evaluieren und Ressourcen optimal verwenden können, ist seit den 1990er Jahre stark angestiegen. Insbesondere die Gesundheitsreform 1993 hat unter anderem einen Schwerpunkt auf die Budgetierung gesetzt. In der Folge haben Bildungseinrichtungen ihrerseits die Notwendigkeit von gesundheitsökonomischen Aus-, Fort- und Weiterbildungen erkannt.

Studium Gesundheitsökonomie

Mittlerweile gibt es in Deutschland eine ganze Reihe an Hochschulen, die den Studiengang Gesundheitsökonomie anbieten, unter anderem auch als Fernstudium. Er ist sowohl im Bachelor- als auch Masterstudium möglich. Für den Bachelorstudiengang musst du Abitur, Fachabitur oder eine gleichwertige berufliche Qualifikation mitbringen. Die genauen Zugangsvoraussetzungen hängen von der gewählten (Fach-) Hochschule ab. Die Studieninhalte sind interdisziplinär und können unter anderem folgende Fächer abdecken:

Wie interdisziplinär das Studium Gesundheitsökonomie ist, wird besonders deutlich, wenn du einen Blick darauf wirfst, welche Fakultäten dieses anbieten. Diese rangieren je nach Hochschule von Medizin über Sozial- und Wirtschaftswissenschaften bis zu BWL und VWL.

Strebst du einen Masterabschluss in dem Bereich an, kannst du diesen an den meisten Hochschulen nur im Rahmen eines konsekutiven Studiums erlangen. Das heißt, dass du normalerweise bereits einen Bachelor in Gesundheitsökonomie oder einem sehr nah verwandten Fachgebiet besitzen musst. Allerdings besteht an vereinzelten Studieneinrichtungen durchaus die Möglichkeit, auch mit einem nicht direkt entsprechenden Fachgebiet zugelassen zu werden. Am ehesten sind dies BWL, VWL und Wirtschaftswissenschaften. Auch hier solltest du im Vorfeld mit der Hochschule Kontakt aufnehmen, um deine Eignung zu klären.

Quereinstieg durch Weiterbildung

Mediziner:innen, Krankenpflegepersonal, Betriebswirtschaftler:innen, Volkswirtschaftler:innen und weitere Arbeitnehmende können berufsbegleitend Seminare, Workshops und Fortbildungskurse nutzen, um zusätzliche Qualifikationen zu erlangen. Meistens resultieren solche Maßnahmen in Zertifikaten oder Kursbescheinigungen. Dies führt nicht unbedingt zu einem vollen Abschluss, sondern erweitert das Verständnis für die Beteiligten im Gesundheitswesen.

Inwiefern ein nichtkonsekutives Studium im Rahmen einer Weiterbildung möglich ist, solltest du bei der entsprechenden Hochschule in Erfahrung bringen. Die Frage nach deiner Eignung durch Berufserfahrung muss letztlich von Fall zu Fall geklärt werden. Die Richtlinien zur Zulassung unterscheiden sich teilweise doch sehr deutlich.

Voraussetzungen für den Beruf

Was persönliche Voraussetzungen angeht, ist das Interesse an Medizin, Pharmazeutik und gesundheitlichen sowie sozialen Themen unabdingbar. Ebenso essenziell ist ein Faible für Mathematik, Statistik, BWL oder VWL. Darüber hinaus werden analytisches Denken und Interesse an komplexen Sachverhalten im Studium und im späteren Job sehr nützlich für dich sein.

Dieser Job erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, ein Talent für Problemlösung, Engagement und vor allem auch Verantwortungsbereitschaft. Darüber hinaus sind gute Deutschkenntnisse enorm wichtig. Englische Sprachkenntnisse gelten zunehmend auch als unerlässlich.

In welchen Branchen können Gesundheitsökonom:innen arbeiten?

Die Antwort auf die Frage „Was macht ein Gesundheitsökonom?“ veranschaulicht recht eindrucksvoll, wo sie ihre Aufgaben erfüllen können: Im Prinzip können Gesundheitsökonom:innen in sämtlichen medizinischen Bereichen tätig werden. Krankenhäuser, Kliniken, private Arztpraxen, Alten- und Pflegeheime sind in der Hinsicht nur der Anfang. Darüber hinaus können sie auch bei etlichen anderen Dienstleistern im Umfeld der Medizin zum Einsatz kommen:

  • pharmazeutische Unternehmen
  • Reha-Einrichtungen
  • Hersteller von Medizinprodukten
  • Notdienste
  • ambulante Pflegedienste
  • Beratungsstellen rund um gesundheitliche Themen
  • medizinische Verbände
  • Ärztekammern
  • kassenärztliche Vereinigungen
  • Versicherungen
  • Verwaltungen und Behörden

Berufsperspektiven in der Gesundheitsökonomie

Das Tätigkeitsprofil von Gesundheitsökonom:innen und die Anforderungen für ein Studium zeigen deutlich, wie verantwortungsvoll dieser Beruf ist. Seine Bedeutung dürfte auch in Zukunft weiter zunehmen: Gesundheitskrisen in der Vergangenheit, zum Beispiel die Covid-Pandemie, haben erkennbar gemacht, wie lebensnotwendig die optimale Ressourcenverteilung in der Gesundheitsversorgung ist. Gerade bei Engpässen oder in Ausnahmesituationen kommen die Fähigkeiten von Gesundheitsökonom:innen zum Tragen. Die beruflichen Perspektiven sind also vielversprechend.

Was kann man als Gesundheitsökonom:in verdienen?

Das mögliche Gehalt für Gesundheitsökonom:innen wird stark durch die Branche bestimmt. Für einen Beruf im Gesundheitsbereich ist hier jedoch ein recht hoher Bruttoverdienst möglich. Berufseinsteiger:innen können zwischen 2.300 und 3.300 Euro brutto im Monat verdienen. In der Regel zahlen große Konzerne in der Pharmaindustrie und große, etablierte Kliniken die höchsten Gehälter. Wie so oft hat aber auch der Standort Einfluss den Verdienst.

Oft fällt der Beruf auch unter den Bereich Gesundheitsmanagement, wo Durchschnittsgehälter von monatlich fast 5.000 Euro brutto realistisch sind. In leitender Position kann der Verdienst deutlich darüber hinaus gehen und sogar ein Monatsbrutto von 6.000 Euro übersteigen.

In der Gesundheitsbranche durchstarten – Monster hilft bei der Jobsuche

Was macht ein Gesundheitsökonom oder Gesundheitsmanager? Wie wir gelesen haben, einen sehr verantwortungsvollen Job. Wenn du nach einer solchen Herausforderung suchst, dann erstelle ein kostenloses Monster Jobprofil. Dieses hilft zum einen dir bei Bewerbungen auf interessante Stellen und zum anderen Recruiter:innen, um dich mit potenziellen Arbeitgebenden zusammenzubringen.