Quereinsteiger: Tipps für fachfremde Bewerber:innen

Du hast keine Lust, länger vor lauten Schulklassen zu stehen und willst dein Geld künftig lieber als Patentanwältin verdienen? Du möchtest dein Dasein als Bäckereifachverkäufer:in an den Nagel hängen, um dich als Immobilienmakler:in zu versuchen? Kein Problem. Quereinsteiger – also Bewerber, die aus einer fachfremden Branche in ein neues Aufgabengebiet wechseln wollen, für das sie nicht die sonst übliche Ausbildung oder Qualifikationen haben – können heutzutage in einer ganzen Reihe attraktiver Berufe Fuß fassen.

Die Zeiten, in denen Arbeitnehmer:innen bis zum Rentenalter in ein und demselben Job verhaftet waren, sind zum Glück lange vorbei. Zweit- und Drittkarrieren sind keine Seltenheit mehr. Heute werden wesentlich häufiger Neueinsteiger:innen eingestellt als noch vor zehn Jahren – denn Unternehmen müssen sich auch den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt anpassen.

Wir haben uns deshalb dem Thema angenommen und bei Personalverantwortlichen nachgefragt*, wie sie zum Thema Quereinsteiger stehen. Worauf legen sie bei Bewerbungen besonderen Wert? Wie kann man auch ohne für die jeweilige Branche einschlägigen Qualifikationen überzeugen? Und wir haben uns angeschaut, welche Jobs oder Branchen sich für den Quereinstieg anbieten.

Wille zu Weiterbildung und Neubeginn

Ein beruflicher Wechsel erfordert Mut zur Veränderung, Kreativität und die Bereitschaft, zu lernen. In manchen Berufsbildern hat man die Möglichkeit, mit Bestandqualifikationen einzusteigen und sich per „Learning by Doing“ und Weiterbildungsangebote berufsbegleitend weiterzuentwickeln. In anderen Berufen setzt ein Quereinstieg durchaus voraus, sich bereits im Vorfeld zumindest Grundqualifikationen anzueignen – auch wenn diese nicht zwangsläufig so umfangreich sind, als würde man den Beruf von der Pike auf lernen.

Wichtig ist bei der Wahl der Zweitkarriere vor allem, den persönlichen Interessen und dem Bauchgefühl zu folgen und einen Beruf zu wählen, den man aus Überzeugung und Leidenschaft macht. Denn wer bereits seine Frau oder seinen Mann in einem Job gestanden hat, muss damit zurechtkommen, zunächst wieder klein anzufangen. Und das nicht nur in Punkto Hierarchie und Joblevel: Bei 24 Prozent der befragten Personaler bekommen Quereinsteiger ein niedrigeres Gehalt als konventionell ausgebildete Kolleg:innen in gleicher Position. Geld sollte also nicht der Hauptbeweggrund für einen Jobwechsel sein.

Beides, der Wille zur Weiterbildung und der Neuaufbau von Standing und Gehalt, erfordern Durchhaltevermögen und Entschlossenheit. Wen das abschreckt, sollte statt eines kompletten Wechsels in ein neues Berufsfeld lieber kleinere Veränderungen ins Auge fassen, um den bereits ergriffenen Beruf wieder mit neuem Leben zu füllen.

Branchen für einen gelungenen Quereinstieg

Es gibt kaum eine Branche, die keine Chancen für Quereinsteiger bietet, wenn auch nicht alle Berufsbilder geeignet sind. Wer etwa in den medizinischen Sektor will, findet beispielsweise Zugang über einen Pflegeberuf oder im medizintechnischen Vertrieb, wohl aber kaum als Arzt. Wer in die Bildung möchte, für den ist der Oberstudienrat nur schwer erreichbar, wohl aber eine Stelle als Grund- oder Berufsschullehrkraft. Ein paar besonders interessante, teils überraschende Perspektiven haben wir hier zusammengetragen:

  • IT: Der Sektor ist sehr dynamisch, befindet sich konstant im Wachstum und bietet zudem lukrative Aussichten in Sachen Gehalt. Was außerdem für einen Wechsel in die ITspricht: der Fachkräftemangel. Um hier Fuß zu fassen, braucht es längst nicht mehr zwingend ein Studium. Es gibt zahlreiche Weiterbildungsangebote und Online-Kurse, in denen man verschiedene Programmiersprachen lernen kann.
  • Berater: Egal ob Geistes-, Wirtschafts- oder Naturwissenschaft – wer überhaupt studiert hat und als Unternehmens- oder Kommunikationsberater arbeiten möchte, hat auch ohne spezifische Fachkenntnisse gute Chancen. Natürlich gibt es mit BWL, VWL, Kommunikationswissenschaft oder Onlinekommunikation zahlreiche maßgeschneiderte Bildungs- bzw. Studienwege, aber auch Soziologen, Psychologen oder Sprachwissenschaftler gehören zu den typischen Kreisen, aus denen Berater rekrutiert werden.
  • Kreative Berufsbilder: Content Manager, Social Media Manager oder Social Media Referent – es gibt zahlreiche Bezeichnungen für Menschen, die Inhalte für Social Media und Online-Präsenzen erstellen, pflegen und teilen. Neben redaktionellen und kreativen Fähigkeiten schadet auch ein gewisses technisches Verständnis nicht, aber alles in allem bedarf es in diesem Job keiner Fähigkeiten, die sich nicht in der Praxis erlernen ließen. Wer bisher als Journalist oder PRler Erfahrungen gesammelt hat, findet hier leicht einen unbürokratischen Einstieg.
  • Pflegekräfte: Wechselwilligen in diese Richtung sollte klar sein, worauf sie sich einlassen: Pflegeberufe macht man aus Überzeugung. Der hohen Verantwortung und Arbeitsbelastung steht – vor allem Pflegebereich und in Erziehungsstätten – ein nicht im Verhältnis stehender schmaler Verdienst entgegen. Eine lukrativere Alternative ist der Einstieg in den Verwaltungsbereich von Kliniken, Altenheimen, Praxisgemeinschaften oder Rehazentren. Wer aus einem kaufmännischen Beruf kommt, hat im Gesundheitswesen gute Perspektiven.

5 Tipps für Quereinsteiger

Egal für welchen Weg sich Wechselwillige entscheiden, sie alle kommen an der Bewerbung um die neue Stelle nicht vorbei. Besonders wertvoll sind daher folgende Tipps, die wir im Rahmen einer Umfrage unter Personalverantwortlichen zusammentragen konnten. Wir haben gefragt, worauf sie bei Bewerbungen überhaupt Wert legen und wie man bei einem Quereinstieg punkten kann:

Tipp #1: Eine Bewerbung sollte so persönlich wie möglich sein

87 Prozent der befragten Personalverantwortlichen sichten Bewerbungsunterlagen persönlich. Deshalb gilt: Bewerbungen sollten immer mit dem Menschen im Blick geschrieben werden, bei dem wir uns bewerben. Sie sollten individuell und persönlich gestaltet sein – in der Eigendarstellung aber auch in der Ansprache. Finger weg von standardisierten und austauschbaren Sätzen. Keine anonyme Anrede à la „Sehr geehrte Damen und Herren“. Unternehmenskenntnis ist gefragt und eine genaue Vorstellung davon, warum man sich für die Stelle geeignet sieht.

Tipp #2: Motivationsschreiben kann fehlende Qualifikationen wettmachen

Kompetenz und Berufserfahrung sind natürlich die gefragtesten Faktoren bei jeder Bewerbung. Allerdings zählt auch der persönliche Eindruck: 23 Prozent der Personalentscheider:innen halten Sympathie für ausschlaggebend bei der Berücksichtigung von Bewerbungen – und die wird vor allem im Motivationsschreiben geweckt. Ist das auf persönlicher Ebene überzeugend, sind Personalverantwortliche neugierig.

Quereinsteiger sollten deshalb glaubhaft darlegen, wie das Unternehmen von ihnen profitieren könnte. Zeigen Bewerber:innen nicht nur für den geschäftlichen Kontext Interesse, sondern machen sich auch mit der Unternehmenskultur vertraut, kann ein persönlicher Bezug wesentlich deutlicher herausgestellt und in das Motivationsschreiben eingebunden werden.

Tipp #3: Praktika und Weiterbildungen beweisen Entschlossenheit

Praktika und Seminare bieten einen guten Einblick in das neue Berufsfeld und helfen herauszufinden, ob es wirklich passt. Zudem liefern sie erste fachliche Referenzen und Qualifikationen, die im Lebenslauf von Vorteil sind, wenn die eigentliche Berufsausbildung und bisherige Tätigkeit eine vollkommen andere war.

Weiterbildungen und Zusatzqualifikationen machen sich im Lebenslauf bestens und zeigen den potentiellen neuen Arbeitgeber:innen, wie wichtig einem die Neuorientierung ist. 53 Prozent der Personalverantwortlichen schauen im Lebenslauf gezielt auf Zusatzqualifikationen, um das Motivationslevel und die Entschlossenheit von Kandidat:innen bewerten zu können.

Tipp #4: Häufige Jobwechsel schrecken Personaler:innen ab

Da die Suche nach Mitarbeitern und der Einarbeitungsprozess aufwendig und kostenintensiv sind, haben Personalverantwortliche ein Auge auf die Dauer der vorangegangenen Tätigkeiten. Schnelles und häufiges Wechseln der Arbeitgeber wirft kein allzu gutes Licht auf den Bewerber. Immerhin 45 Prozent der Entscheider legen Wert auf eine langjährige, vorangegangene Mitarbeit in einem anderen Unternehmen. Also: Jobhopping wenn möglich vermeiden.

Tipp #5: Soft Skills sind nicht zu unterschätzen

Verlässlichkeit, Flexibilität, Teamgeist und Eigenverantwortung stehen hoch im Kurs. Neueinsteiger sollten hier die eigenen Qualitäten besonders hervorheben, um in der Bewerbung hervorzustechen und im Bewerbungsgespräch zu überzeugen. Statt hohler Phrasen gelingt das am besten mit Beispielen aus dem bisherigen Arbeitsleben. Statt lapidar zu sagen „Ich kann eigenverantwortlich arbeiten“ ist es eindrucksvoller zu beschreiben, wie man zum Beispiel ein Projekt trotz längerer Abwesenheit des Vorgesetzten erfolgreich umgesetzt hat.

Wage mit Monster den Schritt als Quereinsteiger

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*Nicht repräsentative Online-Umfrage unter 401 Mitarbeitern mit Personalverantwortung in Deutschland (154 weiblich, 247 männlich; zwischen 25 und 66 Jahren); durchgeführt von der Appinio GmbH im Zeitraum 4.-11. September 2019