Was tun bei Mobbing durch den Chef?
Spitze Kommentare, Witze auf deine Kosten und berufliche Schikanierung – so kann sich Mobbing am Arbeitsplatz äußern. Besonders gravierend ist es, wenn es von Vorgesetzten ausgeht: Mobbing durch den Chef wird oft auch Bossing genannt. Es zeichnet sich durch das Hierarchiegefälle vom Vorgesetzten zum Mitarbeitenden aus. Chefs oder Chefinnen haben es mit ihrem Verhalten in der Regel auf eine:n konkrete:n Mitarbeiter:in abgesehen. Sie schikanieren ihn oder sie systematisch über einen längeren Zeitraum, um Macht zu demonstrieren und nicht selten eine Kündigung zu provozieren.
In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf das Thema Mobbing am Arbeitsplatz durch den Chef. Wir nennen dir einige Anhaltspunkte, wie Bossing aussehen kann und was Vorgesetzte damit bezwecken. Außerdem geben wir dir ein paar Tipps, was du in einer solchen Situation tun kannst.
Wie äußert sich Mobbing am Arbeitsplatz durch den Chef?
Einzelne Eigenheiten oder Marotten, die ein Chef oder eine Chefin an den Tag legt, machen noch keine Mobbingsituation aus. Sie können vielleicht den Arbeitsalltag erschweren, dürften aber kaum als Drangsalierung einzustufen sein. Zudem muss sich dann das gesamte Kollegium damit herumschlagen. Beim Mobbing oder Bossing haben es Vorgesetzte in der Regel jedoch nicht auf ein gesamtes Team abgesehen, sondern picken sich eine konkrete Person heraus.
Vielfach findet beim Bossing eine Eskalation des Verhaltens über einen längeren Zeitraum statt. Es kristallisiert sich früher oder später also ein Verhaltensmuster heraus: Zunächst kritisiert der Chef oder die Chefin eher Kleinigkeiten und berufliche Aspekte. Allmählich nimmt die Häufigkeit der Schikane zu und persönliche Angriffe mehren sich. Für Betroffene kann es dazu führen, dass der Job krank macht.
Was aber sind konkrete Red Flags, die auf eine solche Problemsituation hindeuten? Es gibt durchaus charakteristische Anzeichen für Mobbing durch den Chef. Beispiele dafür sind die folgenden:
Mikromanagement
Ein fast schon klassisches Merkmal von einsetzendem Bossing ist Mikromanagement. Vorgesetzte üben dabei eine sehr starke Kontrolle über die Arbeitsweise ihrer Mitarbeiter:innen aus. Sie verteilen kleinteilige Aufgaben und geben noch dazu unnötige Instruktionen. Damit versuchen sie, Mitarbeitenden die Kompetenz abzusprechen und ihre Fachkenntnis herabzuwürdigen.
Übermäßige oder geringfügige Aufgabenzuteilung
Lädt dir der Chef oder die Chefin sehr viele Aufgaben auf einmal auf, die du in der vorgegebenen Zeit niemals schaffen kannst, deutet dies ebenso auf manipulatives Verhalten hin. Dasselbe gilt, wenn du nur noch anspruchslose oder auch sinnlose Tätigkeiten übernimmst. Beide Maßnahmen zielen darauf ab, deine Arbeitsleistung in Verruf zu bringen und deine vermeintliche Inkompetenz aufzuzeigen.
Scharfzüngige Kommunikation
Wenn die Kommunikation mit dem oder der Vorgesetzten nur noch mit zynischen oder sarkastischen Untertönen abläuft – egal, ob bei persönlicher Kommunikation oder in E-Mails, vor anderen oder im Einzelgespräch –, die bewusst verletzend oder herabwürdigend sind, deutet dies stark auf ein problematisches Verhalten hin. Im Zusammenspiel mit anderen Aspekten weist dies auf Mobbing am Arbeitsplatz durch den Chef hin. Das Ziel von scharfzüngiger Kommunikation ist es, dich damit langfristig auf persönlicher Ebene zu zermürben.
Verletzende, unsachliche oder falsche Kritik
Eine besonders perfide Methode, um dich und deine Arbeitsleistung schlechtzumachen, ist unsachliche Kritik oder Kritik, die jeglicher Grundlage entbehrt. Das können haltlose Unterstellungen, falsche Anschuldigungen und kritische Kommentare sein, die unter die Gürtellinie gehen. Besonders folgenreich kann diese Art des Mobbings sein, wenn sie vor Kund:innen stattfindet.
Schikanierung vor Kolleg:innen
Ähnlich wie falsche Kritik ist auch die bewusste Schikanierung vor anderen ein deutliches Anzeichen für Bossing. Diese persönlichen Angriffe können beispielsweise als schnippische Kommentare, verletzende Anspielungen, herabsetzende Anmerkungen und Witze auf deine Kosten auftreten. Dabei geht es darum, dich lächerlich zu machen und als Person herabzusetzen.
Ausgrenzung
Ausgrenzung vom restlichen Team gehört ebenso ins Repertoire von Mobbing-Täter:innen. Dies kann – wie bereits zuvor genannt – über verbale Angriffe geschehen. Aber auch mit passiven Mitteln kannst du isoliert werden. Das äußert sich beispielsweise dadurch, dass der Chef oder die Chefin sich grundsätzlich entfernt, wenn du einen Raum betrittst, oder eine Unterhaltung sofort stoppt, wenn du dazu stößt. Darüber hinaus findet Ausgrenzung auch dadurch statt, dass der oder die Vorgesetzte dir Informationen vorenthält, dich beispielsweise nicht zu Teammeetings einlädt, dir deine Abwesenheit aber anschließend vorhält.
Was tun bei Mobbing durch den Chef?
Zu wissen, wie Bossing und ein daraus resultierender, toxischer Arbeitsplatz aussehen kann, ist das eine. Viel wichtiger ist aber die Frage: Was tun bei Mobbing durch den Chef? Zunächst solltest du durchatmen und den Fehler nicht bei dir selbst suchen: Mobbing am Arbeitsplatz ist grundsätzlich inakzeptables Verhalten und verstößt nicht nur gegen deine Arbeitnehmerrechte, sondern auch gegen die arbeitgeberseitige Fürsorgepflicht. Deshalb sollte ein Jobwechsel nicht dein erster Impuls sein. Wir geben dir nachfolgend ein paar Tipps, was du unternehmen kannst, wenn du dich in einer Mobbingsituation befindest.
1. Beweise sammeln
Das Wichtigste überhaupt, wenn du Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz durch den Chef oder die Chefin wirst, ist das Sammeln von Beweisen. Am einfachsten ist es natürlich, schriftliche Belege zu sichern, wie beispielsweise E-Mails mit entsprechenden Inhalten oder andere Schriftstücke. Außerdem kannst du zu diesem Zweck Screenshots von Textnachrichten oder Fotos speichern, die als Beweise für verbale Übergriffe herangezogen werden können. Eine weitere Möglichkeit ist, Kolleg:innen zu fragen, ob diese im Zweifelsfalle deine Aussagen bestätigen würden.
Von heimlich aufgezeichneten Ton- oder Videoaufnahmen solltest du jedoch unbedingt absehen. Mit solchen Mitteln verletzt du die Vertraulichkeit des Wortes von nichtöffentlichen Gesprächen (§201 StGB) und kommst womöglich selbst mit dem Gesetz in Konflikt. Dasselbe gilt, wenn du Kolleg:innen heimlich über Lautsprecher an Telefonaten mit dem mobbenden Chef mithören lässt.
2. Gespräch suchen
Das Beste ist, direkt beim Aufkommen der ersten Anzeichen von Mobbing ein Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten zu führen. Indem du nicht allzu lang wartest, das problematische Verhalten anzusprechen, vermeidest du womöglich einerseits eine weitere Eskalation und bist andererseits noch nicht so stark eingeschüchtert. Im besten Falle kannst du die Situation damit bereits lösen oder zumindest dem Mobbing-Täter oder der Mobbing-Täterin verdeutlichen, dass du dich nicht einfach vom Arbeitsplatz vergraulen lässt.
3. Vertrauensperson als Vermittler
Traust du dir nicht zu, deinem Chef oder deiner Chefin allein gegenüberzutreten, kannst du eine Vertrauensperson einschalten, sofern diese in deinem Betrieb vorhanden ist. Bitte um Hilfe und darum, bei einem Vermittlungsgespräch mit dem oder der Vorgesetzten anwesend zu sein. Dies hat den Vorteil, dass ein:e Außenstehende:r das Gespräch meist besser leiten kann, ohne dass sofort scharfe Worte fallen. Je nach Verlauf dieses Gesprächs steht dir nun auch ein Zeuge oder eine Zeugin zur Verfügung, der oder die deine Schilderung bei weiteren Schritten stützen kann.
4. Betriebsrat und/oder Personalabteilung einschalten
Hat das Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten zu keiner Lösung geführt oder hat sich dadurch das Bossing sogar noch verschlimmert, ist es sinnvoll, den Betriebsrat oder die Personalabteilung einzuschalten. Diese haben als außenstehende Instanzen normalerweise eine bessere Handhabe, um Mobbingsituationen durch höhergestellte Beschäftigte zu lösen.
Gerade hier kommen deine gesammelten Beweise zum Tragen. Anhand von solchen Belegen kann der Betriebsrat oder die Personalabteilung gezielt auf die Probleme eingehen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen. Zu diesen zählen unter anderem Schulungen, Abmahnungen oder die Versetzung des Chefs oder der Chefin.
5. Rat von Arbeitsrechtler:in einholen
Fühlst du dich von der Situation überfordert, kann es außerdem sinnvoll sein, den Rat eines Fachanwalts oder einer Fachanwältin für Arbeitsrecht einzuholen. Diese können dir anhand deiner Schilderung und anhand deiner gesammelten Beweise professionelle Beratung geben und deine Möglichkeiten aufzeigen. Sie können beispielsweise in deinem Namen Kontakt mit deinem oder deiner Vorgesetzten aufnehmen und das Mobbing gezielt ansprechen.
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