Schlechtes Arbeitszeugnis erhalten: Muss ich das akzeptieren?

Am Ende eines Arbeitsverhältnisses steht dir laut Gesetzgeber eine Beurteilung deiner beruflichen Leistungen in Form eines Arbeitszeugnisses zu. Auf deinem weiteren Karriereweg kann es dir helfen, einen neuen Job an Land zu ziehen, denn es ist oftmals Teil der gewünschten Bewerbungsunterlagen. Doch was, wenn du ein schlechtes Arbeitszeugnis nach der Kündigung erhalten hast?

Grundsätzlich sind Arbeitgebende verpflichtet, ihren ausscheidenden Mitarbeitenden ein wohlwollendes Arbeitszeugnis auszustellen. Laut Gesetz darf es keine unterschwelligen Bedeutungen beinhalten, die dem geschriebenen Wortlaut entgegen stehen (§109 GewO). Gemeint ist damit vor allen Dingen der berühmt-berüchtigte Zeugniscode: Deine Leistung und dein Verhalten am Arbeitsplatz werden mit positiv anmutender, freundlicher Sprache beschrieben. In deinem Fall hast du aber de facto ein schlechtes Arbeitszeugnis erhalten? Was tun? Stillschweigend akzeptieren jedenfalls nicht.

Monster gibt dir im folgenden Artikel Tipps, wie du eine schlechtes Arbeitszeugnis erkennen kannst. Außerdem erfährst du, wie du am besten vorgehst, um von deinem Arbeitgebenden eine angemessene Überarbeitung des Dokuments zu erhalten.

Woran erkenne ich ein schlechtes Arbeitszeugnis nach der Kündigung?

Dir wird dein Arbeitszeugnis ausgehändigt und es liest sich eigentlich ganz passabel. Du solltest dir dennoch etwas Zeit nehmen, es genauer unter die Lupe zu nehmen. Nicht immer ist eine fragwürdige oder gar schlechte Beurteilung auf den ersten Blick erkennbar. Welche Informationen in ein berufliches Zeugnis gehören, welche nicht und welche Formulierungen welcher Benotung entsprechen, erfährst du in unserem umfassenden Artikel zum Thema Arbeitszeugnis.

Der Schlüsselaspekt im Arbeitszeugnis ist die Gesamtbewertung. Diese zeigt sich als berühmte Zufriedenheitsbekundung: „Herr/Frau XY hat die ihm/ihr übertragenen Aufgaben (stets) zu unserer (vollsten/vollen) Zufriedenheit erledigt.“ Gerade Varianten mit stets, volle und vollste sind Indikatoren für ein gutes oder sehr gutes Zeugnis.

Grundsätzlich gilt die Note „befriedigend“ (also Schulnote 3) als Durchschnittsbewertung und ist als Grenze maßgeblich: Im Fall eines unterdurchschnittlichen Zeugnisses liegt die Beweislast bei deinem Arbeitgebenden. Das heißt, er muss begründen, warum das Zeugnis schlechter ausfällt. Zudem kannst du dann verlangen, dass dieser Änderungen daran vornimmt, um dir deine berufliche Zukunft nicht zu erschweren oder zu behindern.

Zeugnissprache

Vor allen Dingen über die sprachlichen Formulierungen kannst du ein schlechtes Arbeitszeugnis erkennen. Ob deine berufliche Bewertung im Zeugnis als unterdurchschnittlich angegeben wird, zeigt sich dabei oftmals an einzelnen Wörtern oder Phrasen, die in die Beschreibung eingefügt werden. Das sind unter anderem:

  • im Großen und Ganzen
  • in der Regel
  • im Allgemeinen
  • insgesamt
  • ausreichend
  • mit Interesse
  • hat versucht
  • bemühte sich

Diese Phrasen und Wörter sind an sich nicht negativ. Im Kontext eines Arbeitszeugnisses werfen sie jedoch ein schlechtes Licht auf die Bewertung, da sie auf gewisse Unzulänglichkeiten hinweisen. Diese kodierten Formulierungen sind unter Personaler:innen bekannt, können also dementsprechend negativ gelesen werden.

Umfang der Beurteilung

Über die Zeugnissprache hinaus deutet auch ein recht kurzes Arbeitszeugnis mit wenigen Informationen auf eine schlechte Bewertung hin. Wenn dein Zeugnis also inhaltlich eigentlich stimmig ist, aber angesichts deiner Beschäftigungsdauer, deiner Verantwortung und anderer Aspekte dennoch viel zu kurz ist, könnte dein Arbeitgebender damit eine verdeckte schlechte Bewertung bezwecken. Du solltest ihn dann um eine Überarbeitung bitten.

Formales Erscheinungsbild

Ob du ein schlechtes Arbeitszeugnis nach der Kündigung erhalten hast, kann sich auch an formalen Details zeigen. Um deine berufliche Beurteilung daraufhin abzuklopfen, solltest du vor allen Dingen auf die folgenden Aspekte achten:

  • Fehler:
    Rechtschreibfehler können passieren. Das kann sicherlich am Zeitdruck beim Verfassen liegen. Sie können aber auch Nachlässigkeit signalisieren und ausdrücken, dass du es (vermeintlich) nicht wert warst, ein ordentliches Zeugnis zu erstellen. Auch mehrere faktische Fehler wie beispielsweise eine falsche Postleitzahl oder Zahlendreher im Datum sind Grund genug, um eine Korrektur zu bitten.
  • Reihenfolge:
    Auch die formale Reihenfolge der Leistungsbewertung kann ein Indikator für ein schlechtes Arbeitszeugnis sein. Ein klassisches Beispiel dafür ist, wenn nebensächliche Tätigkeiten deiner Arbeit zuerst genannt, deutlich herausgestellt und positiv gelobt werden. Dagegen finden essenzielle Aufgaben aber erst nachrangig, kaum oder gar keine Erwähnung.
  • Schlussformel:
    Eine Grußformel sowie Dank und Wünsche für die Zukunft am Schluss gehören in der Regel zum Arbeitszeugnis dazu. Hierfür gibt es keine formalen Vorgaben, sodass Arbeitgebende frei formulieren können. Obwohl es sich bei diesem Textabschnitt um keine direkte Leistungs- und Verhaltensbeurteilung handelt, sagt er doch viel über das Beschäftigungsverhältnis aus. Fehlt die Schlussformel, beeinflusst es eine zuvor verfasste positive Beurteilung auf negative Weise. Der Haken dabei ist: Es besteht kein Anspruch auf eine solche Schlussformel. Das hat das Bundesarbeitsgericht in einem Urteil im Juni 2022 Du kannst also nicht aufs Hinzufügen oder Umformulieren der Schlussformel klagen.
  • Unzulängliches Format:
    Abgesehen von fehlerhaften Informationen kann dich auch das Format des Arbeitszeugnisses aufhorchen lassen. Wurde es zum Beispiel nicht auf einem offiziellen Briefkopf ausgedruckt, die Schrift wurde allzu klein gewählt, der oder die Vorgesetzte hat nicht unterschrieben oder das Datum fehlt, lässt dies das Arbeitszeugnis schlecht aussehen und sollte berichtigt werden.

Schlechtes Arbeitszeugnis erhalten: Was tun?

Wenn du ein objektiv schlechtes Arbeitszeugnis erhalten hast, musst du dies keineswegs akzeptieren. Selbst wenn du kein Workaholic oder beruflicher Überflieger bist, der alles für den Job tut, ist dies aus Sicht von Arbeitgebenden kein Grund, Angestellten kein wohlwollendes Zeugnis auszustellen. Was kannst du also tun?

  1. Gespräch mit Vorgesetzten:
    Dein erster Schritt sollte sein, ein Vier-Augen-Gespräch mit deinem Vorgesetzten zu suchen. So kannst du die Situation womöglich auf einfache Weise klären und eine verbesserte Fassung deines Arbeitszeugnisses erhalten.
  2. Schriftlichen Widerspruch einreichen:
    Bleibt ein Gespräch erfolglos, kannst du dem ausgestellten Zeugnis schriftlich widersprechen. In deinem Schreiben solltest du deine Argumente für eine bessere Bewertung darlegen. Merke dabei die konkreten Formulierungen an und schlage gleichzeitig Alternativen vor.
  3. Anwaltliche Prüfung:
    Ist auch der schriftliche Widerspruch vergeblich, kann es sinnvoll sein, das Arbeitszeugnis von einem Fachanwalt oder einer Fachanwältin für Arbeitsrecht prüfen zu lassen. Diese:r kann dich bei den nächsten Schritten unterstützen. Er oder sie kann beispielsweise zunächst bei deinem Arbeitgebenden vorsprechen, um eine Korrektur des Zeugnisses zu erwirken. Darüber hinaus kann dir ein:e Arbeitsrechtler:in bei eventuellen rechtlichen Schritten zur Seite stehen. Eine Klage auf Berichtigung sollte jedoch das letzte Mittel sein.
    Du kannst dir im Zweifelsfall auch direkt nach Erhalt des Zeugnisses anwaltliche Hilfe suchen. So kannst du sicherstellen, dass du darauf nicht mit persönlichen Befindlichkeiten reagierst, sondern tatsächlich fragwürdige Formulierungen enthalten sind. Außerdem können dir Anwält:innen stichhaltige Argumente für die Berichtigung nennen, die du im persönlichen Gespräch und beim schriftlichen Widerspruch anbringen kannst.

Mit frischem Schwung in den neuen Job – Monster hilft dir

Wenn du ein schlechtes Arbeitszeugnis erhalten hast, ist dies kein Grund zu verzagen. Wir haben dir gezeigt, welche Möglichkeiten du in der Situation hast. Danach kannst du dich voll auf die Suche nach neuen, spannenden Herausforderungen machen. Ein guter Einstieg ist es, wenn du dir ein kostenloses Nutzerprofil bei Monster anlegst, um den passenden Job zu finden.